Donnerstag, 5. April 2007

Aufbrechen mit neuer Kraft!

Liebe Leute,

weil mich diese Rede von Günther Schaible (Leiter des christlichen Lebenszentrums, Wörnersberger AnkerVorgetragen beim Männertag 2000) beim Lesen jedes mal aufs Neue so unglaublich ermutigt und mir Kraft gibt, möchte ich sie Euch hier kurz darstellen.

(Der Redestil ist beibehalten):


Es ist in der Tat so, dass viele Männer - die Frauen vielleicht weniger - damit Schwierigkeiten bekommen, dass ihr Rollenbild nicht mehr so ganz klar ist. Das verunsichert dann uns Männer. Die Frauen sind vielleicht nicht ganz so im Stress, wie wir Männer.
Ich bin mit vielen Leuten im Gespräch. Wissen Sie, wenn man so ein Lebenszentrum leitet, 40 Leute sind dauernd da. Eine große Lebensgemeinschaft in einem kleinen Schwarzwalddorf. Ja, und an den Wochenenden, an einem solchen Wochenende sind weitere 50 bis 60 Leute zu Tagungen und Seminaren da. Wenn ich Zeit habe, dann reise ich auch raus ins Land und habe da und dort Vorträge, Seminare oder Tagungen und komme automatisch mit vielen Leuten, vor allem mit Männern, ins Gespräch. Es macht mir auch viel Spaß.
Ich stelle fest, das Gejammere und Gestöhne der letzten Jahren nimmt zu. Das Gehalt hat auch zugenommen - keine Frage, die PS-Klasse der Autos hat zugenommen in den letzten Jahren. Unser Wohnraum hat zugenommen, also nicht mehr 65 qm, sondern 105 qm oder so. Aber auch das Gestöhne und der Stress haben zugenommen, so viele Verpflichtungen und dann ist das Rollenbild von uns Männern in unserer Gesellschaft sehr in Frage gestellt, wurde hinterfragt.
Wo stehe ich?
Deswegen würde ich mal ein Privattest zu Beginn uns anraten.
Auf der einen Seite Resignation - auf der anderen Seite vitales Leben. Von eins bis zehn einer Skala. Eins = Resignation (ganz schlimm) zehn = vitales Leben.
Wo würden Sie sich einordnen? Plus/minus 5 gilt nicht! Mehr zur resignativen Seite, also überfordert = Frust/Stress oder mehr zur vitalen Seite? "Ja, das Leben macht mir Spaß, es ist schön!" Wo würden sie sich einordnen? Und das können sie ja im Lauf des Tages mal dem einen oder anderen Partner sagen: "Du, bei mir ist eher Drei, Richtung Resignation, und nicht mehr Richtung Sieben/Acht, vitales Leben, auf diesem Seismograf, wo ich mich einordnen würde."
Wenn man überlegt und sagt, so und so sieht meine Situation aus, dann kann ich mir auch überlegen: Wie geht's denn weiter? Was sind die nächsten Schritte? Wo kann ich mich engagieren?
Ich habe auch inzwischen das zarte Alter von 60 Jahren erreicht. Ich gebe es zu, in den letzten Wochen. Und dann überlegst du ja schon, bist du schon Ruhestand verdächtig oder nicht? Natürlich, abgeben, in so einem christlichen Lebenszentrum - hier die Adelshofener haben's ja hinter sich - abgeben, ja selbstverständlich, gehört auch bei mir dazu. Aber: Bin ich innerlich müde oder ausgelaugt, ich kann nicht mehr?
Die Frage stell' ich mir mindestens schon seit zwanzig Jahren. Dadurch, dass man immer wieder eingeladen wird, ich war ja hier vor ein paar Jahren bei den Adelshofenern zur einem Mitarbeiter-/ Ehemaligen-Treffen eingeladen. Dann kriegst du automatisch – nur so verbal – die Frage gestellt, wenn du so herumreist und da vorne stehst. Was ist das denn eigentlich für ein Typ? Ist der ausgepowert? Ist da Saft- und Kraftlosigkeit dahinter? So ein frommer Schwätzer!? Was ist das für 'ne Type? Oder ist da Vitalität dahinter?
Das geht nonverbal rüber. Ich kann viel fromme Sachen sagen im Lauf des Tages. Viel mehr spricht nonverbal, was ich bin oder was ich nicht bin. Das ist nun mal bei uns Predigern - hier sitzen ja einige herum - und nicht nur bei uns. Und dann fragt man sich: Ist der ausgepowert oder wie ist er?
Liebe Freunde! Ich habe auch einen vollen Terminkalender und viele Leute – vor allem wenn man in einer Lebensgemeinschaft lebt - erwarten, dass ich sie möge, dass ich sie lieb habe. Die haben unwahrscheinlich viele Erwartungen an mich – natürlich die eigene Familie auch. Inzwischen habe ich zwei Enkelkinder, die natürlich auch, dass sie gelegentlich beim Opa vorbei kommen dürfen – und so, keine Frage.
Was mache ich damit? Und ich kann nur eine Antwort geben und die will ich auch im Laufe des Tages entfalten.
Habe ich genug innere Kraftquellen?
Die Frage ist: Habe ich genug innere Kraftquellen oder sind diese ausgetrocknet? Gibt es in mir Kraftquellen, die innerlich sprudeln? Die Bibel sagt ja, dass so nach und nach Ströme des lebendigen Wassers von mir ausgehen. Sind diese inneren Kraftquellen bei mir am Sprudeln oder sind sie versickert, eingetrocknet oder geht nur ein Rinnsal von ihnen aus?
Entsprechend habe ich Kraft oder habe keine Kraft. Es ist eine der Antworten, die ich mir selbst gebe und das seit zwanzig Jahren. Denn seit zwanzig Jahren fühle ich mich durch meine Arbeit überfordert, herausgefordert. Durch die vielen Erwartungen, die ich habe, angefordert.
Deswegen die Frage: Welche Kraftquellen sprudeln eigentlich in unserem Leben. Ob ich jetzt zwanzig bin oder dreißig oder fünfzig oder siebzig spielt keine Rolle. Die Fragestellung bekomme ich nicht los.
Welche Kraftquellen sprudeln bei euch? Sprudeln überhaupt welche?
Es kommt noch ein Elend dazu: Kraftquellen, die vor ein paar Jahren vielleicht kräftig gesprudelt haben, sprudeln heute nicht mehr kräftig. – Dann muss ich mir neue erschließen!
Ich sage das mal im frommen Jargon: Diese Art Stille Zeit, die ich gelernt habe in der Jugend- und CVJM-Arbeit, funktioniert heute bei mir nicht mehr. Was funktioniert dann?
Neue Dinge! Der Glaube verändert sich im Lauf der Jahre. Das Leben verändert sich, die Ehe verändert sich im Lauf der Jahre – und ... - ich muss mithalten. Dann kann es sein, eine Kraftquelle hört auf zu sprudeln, wird ein Rinnsal und versickert.
Und, wenn ich jetzt keine neue Kraftquelle habe, was dann? Aus diesem Grunde muss ich immer mal wieder ein paar Hausaufgaben machen. Nämlich: Welche Kraftquellen sprudeln? - Und die zweite Frage: Wenn die eine oder andere Kraftquelle nachlässt, welche könnte ich neu anstechen, welche könnte ich neu zum Sprudeln bringen?
Vier Quellen der Kraft
Eine Kraftquelle - die immer wieder neu definiert werden muss, aber die am Sprudeln zu erhalten sich lohnt - ist eine Frage des Nachdenkens:
1. "Was ist eigentlich meine Lebensberufung?"
Was ist meine oder was ist ihre Lebensberufung? In der Regel fragt man diese Geschichten bloß bei Hauptamtlichen. Ich frage sie alle: Was ist eigentlich unsere Lebensberufung?
Ich bin nämlich zutiefst überzeugt, dass, über eurem Leben, über meinem Leben, Gott sich was gedacht hat und Gott sich überlegt hat. Für aller Menschen Leben hat Gott sich was gedacht, eine bestimmte Berufung - ausgesprochen über eurem Leben. Und die Frage: Habt ihr die schon heraus gekriegt und lebt ihr die auch?
Ich will es mal an Hand einer Bibelstelle deutlich machen, die mich immer wieder fasziniert aber auch provoziert. In Joh. 15 steht, dass Jesus gesagt hat, Vers 16, "Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt." Der lebendige Gott hat uns erwählt und hat uns bestimmt, dass wir hingehen und Frucht bringen und unsere Frucht soll bleiben und in der Ewigkeit wiedergefunden werden.
Gott hat uns erwählt – hat uns gemeint – hat uns bestimmt, dass wir hingehen und viel Frucht bringen. Frage: Seid ihr damit einverstanden, dass aus unserem Leben irgend etwas heraus kommen soll? - Also, ich bin so ehrgeizig, hoffentlich ein gesunder Ehrgeiz, so dass ich sagen will, auch mit meinen sechzig Jahren: Doch da soll was herauskommen oder soll was herausgekommen sein! Frucht bringen, das will ich! Liebe Leute, ich weiß nicht, wie viel sind wir heute? Überlegt mal, wir sind von Gott bestimmt viel Frucht zu bringen.
Lassen sie es mich noch etwas konkreter sagen an einem Beispiel, das mich unwahrscheinlich fasziniert, ein biblisches Beispiel: Mose.
Wir bekommen immer wieder junge Leute in unsere Lebensgemeinschaft. Jetzt haben wir 15 Leute in unserem Jahresteam. Soviel haben wir seit Jahren nicht mehr gehabt. Wir staunen und sind froh. Zwei Damen aus Ghana, Einen aus der Slowakei und ein paar wenige Schwaben und ansonsten Leute aus halb Deutschland. - Ich kann bei uns fast nicht mehr schwäbisch predigen, was mir dann leid tut und da sagen wir: „Ach, ihr habt doch sicher schon gehört von Mose." Und einige strahlen und dann entdeckt man, der Eine stupst den Anderen an und sagt: „Mose? Sag mal, wer ist das, gibt's den überhaupt? Den Namen habe ich noch nie gehört." usw. Das sind Christen, die zu uns kommen - keine Ahnung. Mit solchen jungen Leuten haben wir es heute zu tun.
Aber ein Mann wie Mose fasziniert mich. Damals war das Gebot vom Pharao in Ägypten, dass alle männlichen Kinder umgebracht werden sollten. Und die Mutter konnte es nicht riskieren, welche Mutter kann das schon, und hat ihr Kind am Nil in einem Körbchen ausgesetzt. Ausgerechnet dann kam die Tochter des Pharao zum Baden an diese Stelle, wo dieser kleine Mose als Säugling ausgesetzt war und hat ihre Gespielin dahin geschickt: „Holt mit das Kind", weil es geschrieen hat. Kein Wunder! Sie hat das Kind angeguckt, es war schön, eines der hebräischen Kinder. Eigentlich sollte es schon längst umgebracht sein, aber, keiner hat es über das Herz gebracht. Da hat sie gesagt: „Ja, das will ich haben. Das will ich adoptieren, das will ich aufziehen." Und dann haben sie einen Deal gemacht, eine hoch spannende Geschichte, nachzulesen in der Bibel. Sie hat es dann später gekriegt, aufgezogen am Pharaonenhof. Wahrscheinlich tolle ägyptische Bildung. Mit
40 Jahren ist dieser Mose spazieren gegangen und hat dann mal geguckt, wo er eigentlich herkommt und hat festgestellt: totalste Sklaverei dieser Hebräer, Israeliten. Krach haben sie miteinander gekriegt und er hat eingegriffen und dummer Weise Einen umgebracht.
Mose ein Mörder! Am übernachten Tag ist er wieder gekommen und es hatte sich herumgesprochen. Und dann musste er fliehen in die Wüste nach Midian. Hat dort geheiratet und war die nächsten vierzig Jahre bis zu seinem achtzigsten Lebensjahr Schafhirte. Mit achtzig kann man sagen, das Leben ist ziemlich gelaufen, oder? Ich weiß nicht wie das damals war bei Mose, aber wahrscheinlich auch.
Dann kam diese Geschichte mit dem brennenden Dornbusch. Wahrscheinlich als älterer Herr, fast als Greis, als dieser Dornbusch in der Wüste plötzlich brennt und sagt: „Du, ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Gehe hinein nach Ägypten und hole mein Volk heraus. Ich will es ins gelobte Land führen."
Und Mose, eine ganz spannende Geschichte, hat tausend Ausreden gehabt, hat mit Gott herumgehändelt bis – ich darf's mal schwäbisch sagen – bis Gott narret wurde, die Diskussion abgebrochen hat und gesagt: „Du sollst gehen und ich schick dir deinen Bruder Aaron noch mit." Dann hat er wohl dreimal ‚hohl' geschluckt und ist dann gegangen.
Über dem Leben von Mose war achtzig Jahre eine Lebensberufung, und er hatte keine Ahnung gehabt. Und mit achtzig Jahren – wo man meint in der Regel, das Leben ist gelaufen – hat Gott eingegriffen und dann wurde deutlich: Gott brauchte achtzig Jahre um diesen Mann Mose zu trainieren, auszubilden, sein Charakter zu schulen für dieses Staatsministeramt, wo er gedacht hat, dass er das ausführen soll.
Ich selbst habe meine Lebensberufung mit vierzig erst klar gehabt. Ich weiß aber, dass schon 30jährige klar formulieren können: das und das, zu dem bin ich hier auf dieser Welt. Inzwischen bin ich mit vielen Männern und auch Frauen im Gespräch und das ist auch meine Frage.
Es hat nämlich ein paar Vorteile wenn ich weiß, zu welchem Zweck ich auf diesem Erdball unterwegs bin. Da habe ich ein paar Vorteile, wenn ich weiß, das und das ist meine Berufung, meine Beauftragung und alles andere kann ich vergessen. Das muss ich nicht auch noch machen. - Oder ich weiß, das und das ist der Sinn meines Lebens. - Oder ich weiß, ich kann jetzt aufbrechen, in diese Berufung hinein, und Gott wird mit mir sein und mich segnen. - Und ich weiß, in Lebensentscheidungen kann ich mich orientieren.
Es war für mich eindrücklich, dass amerikanische und andere Pastoren zu mir kamen und mir ein Weilchen in unserem Lebenszentrum auf die Finger geschaut haben, und dann habe ich mir sagen lassen: „Du, hör' mal, nur dass es klar ist, deine Lebensberufung ist nicht damit zu Ende, wenn du in Ruhestand gehst. Sondern deine Lebensberufung geht über den Ruhestand hinaus." Ich habe schon geschluckt. Nur, ich will mit achtzig Jahren nicht mehr Leiter des Wörnersberger Ankers sein - nur keine Angst - sondern will tatsächlich mit 65 Jahren aufhören und es Jüngeren übergeben – keine Frage. Aber damit hört die Lebensberufung nicht auf.
Es ist ein Job, den ich gerade mache. Die Lebensberufung ist das, was Gott gedacht hat über meinem Leben. Und das kann ich auch später – wenn ich entsprechend alt bin – auch noch im Altersheim umsetzen und entsprechend aktiv sein, nur dass das deutlich ist. Ich sage das meinen älteren Brüdern hier. Also, keine Angst, es hört nicht mit einer beruflichen Tätigkeit auf.
Dann kommen welche, sind arbeitslos geworden und sagen: „Alles ist zusammengebrochen!" Natürlich ist das eine schwierige Situation und dann frag ich weiter: „Sag mal, was ist denn deine Lebensberufung?" - „Ja, dass ich Ingenieur bei Bosch bin – und jetzt bin ich es nicht mehr." Dann sag ich: „Das ist doch nie deine Lebensberufung!" Und dann fängt langsam ein Umdenken an.
Wissen Sie, Gott mag mich und mag Euch auch. Ob ihr das glaubt oder nicht, es stimmt trotzdem. Gott hat euch lieb. Und Gott gibt mir die Kraft zum Leben. Und Gott führt in meinem Leben Regie. Da ist Einer, der sich was gedacht hat über meinem Leben und führt mich über die Höhen und Tiefen meines Lebens hinweg. Ob ich es manchmal glauben kann oder manchmal auch nicht. Gott fragt ja gar nicht danach und sagt: "Du, ich mag dich und führe dich auf rechter Straße um meines Namens Willen, nicht um deines Namens Willen." Gott ist mit mir also unterwegs! Ich bin berufen, viel Frucht zu bringen.
Sprudelt diese Quelle?
2. Mit Gott im Gespräch sein
Die zweite Kraftquelle meines Lebens möchte ich so definieren, dass ich mit Gott im Gespräch bin. Es scheint mir wichtig zu sein, Gott kann nämlich reden. Ich hoffe, ich sage nichts Neues. Gott kann reden. Es heißt mal in Johannes 10: "Meine Schafe hören meine Stimme." Definitiv! Wenn wir die Schafe des Guten Hirten sind, dann hören wir diese Stimme des Guten Hirten und ich kenne sie und sie folgen mir und ich gebe ihnen das ewige Leben und sie werden nimmermehr umkommen und niemand wird sie aus meiner Hand reißen."
Es ist ein mühsamer Prozess die Stimme Gottes im Alltag zu hören. Wie kann ich im Trubel, im Stress des Alltags Gottes Stimme hören?
Erste Voraussetzung: ich muss sie hören wollen. Ja, will ich das überhaupt oder habe ich so eine komische Theologie in meinem Kopf und sage: Gott hat sich zurück gezogen und spricht nicht mehr mit mir. Dann muss ich diese theologische Barriere abbauen und sagen: Doch, Gott redet. Und manchmal – so sage ich das unseren jungen Leuten – muss ich nachfragen. Fragt doch Gott mal, was er zu dieser oder jener Problematik sagt. Frag doch mal, was du, Günther Schaible hier in Adelshofen willst. Vielleicht vor einem Jahr haben wir diesen Termin ausgemacht. Was will denn Gott hier? Was ich hier in Adelshofen den Geschwistern, den Brüdern, sage?
Frag doch mal! Und ich habe lange gebraucht um eine Antwort zu haben. Ich habe sie vorher kurz gesagt: dass Gott heute seine Gaben verteilt. Frag doch mal in dieser oder jener Situation: "Gott, was denkst du, hast du eine Idee, einen Gedanken; wie kann dieses Problem gelöst werden?"
Liebe Freunde! Gott versteht etwas vom Ingenieurwesen, vom Bankwesen, vom Verkaufswesen! Und dann können wir ihn doch fragen: „Herr, hast du nicht eine Idee oder einen Gedanken" und dann warten wir auf das, was er sagt, hören auf das, was er sagt.
Gott begegnet uns durch sein Wort. Vielleicht bekomme ich ein Bibelwort, vielleicht einen Gedanken, vielleicht eine Idee. Und manche sagen auf gut schwäbisch: „Woisch, do isch ma was eigfalle." Jetzt! Woher? Manchmal ist es für mich uninteressant woher, ich weiß es selber nicht. Ist es eine eigene Spinnerei oder ist das der lebendige Gott? Manchmal kann ich das gar nicht so ohne weiteres auseinander halten. Aber ich prüf's und denk doch: Auf das Wort will ich mich einlassen, das will ich riskieren und plötzlich – hinterher in aller Regel – entdecke ich, da hat Gott gesprochen. Ganz konkret in meine Alltagssituation in meine familiäre Situation in meine Situation im Beruf. In meine Situation hinein in meiner Gemeinde oder Gemeinschaft wo ich bin.
Gott hat gesprochen und wenn Gott spricht, dann gibt er auch immer seine Kraft mit. Das ist nicht nur ein leeres Wort, sondern Wort und Kraft gehören zusammen bei Gott. Wenn Gott sagt, so oder so, denk ich mir was, dann gibt er mir auch die Kraft, dass ich es auch umsetzen kann. Und das ist das Außergewöhnliche bei Gott, wenn er sagt: „Mach dieses oder jenes, dann stimmt sogar die Finanzlage und das ist das Abenteuer, in dem ich momentan stehe.
Gott redet und handelt – ich muss nachfragen: „Herr, hast du eine Idee für die kommende Woche was ich beruflich hier mit diesem Kollegen, den ich am liebsten auf den Mond schießen würde, machen soll? Hast du mir einen Gedanken, ich komm an den nicht ran. Kannst du mir sagen, was da läuft?" Gott möchte es!
Und aus dem Grunde ist es manchmal nötig und wichtig, dass ich mir Inspirationszeiten in meinem Alltag einbaue. Das heißt, pro Woche ein, zwei oder drei Stunden mir nehme – am Stück oder getrennt – wie auch immer, wo ich Gott die Dinge vorlege. Ich habe ein so genanntes Stille-Zeit-Buch, d.h. ein ganz normaler Ringhefter, wo ich meine Probleme aufschreibe, meine schwierige Situation. Und ihr, ihr jungen Freunde, ich kann's euch versprechen: Je älter ihr werdet, um so schwierigere Situation kriegt ihr. Glaubt ja nicht, dass das Leben einfacher wird – auch mit Jesus nicht. Sondern: jede Menge Probleme! Und die schreibe ich dann auf.
„Herr, Probleme!" und dann schreib ich meistens sehr ironisch/launisch – aber theologisch richtig: "Herr: kümmere Du Dich um Deine Probleme!"
Können sie das nachvollziehen? Es ist theologisch richtig! Wem gehören die Probleme und Schwierigkeiten? Wenn ich Gott gehöre, gehören auch meine Probleme und Schwierigkeiten Gott. Das ist doch logisch! Also: "Herr, dann kümmere du dich um deine Probleme, die du vielleicht gerade mit mir hast." Und jetzt höre ich.
Liebe Leute, lasst diese Kraftquelle sprudeln, nehmt euch Zeit im Laufe der Woche mal eine halbe Stunde, ne Stunde oder auch zwei Stunden und legt Gott die Dinge vor und fragt ihn nach seinen Antworten und ihr werdet merken, hier sprudelt eine Kraftquelle.
3. Leben mit einer guten Ehebeziehung
Eine dritte Kraftquelle: Leben mit einer guten Ehebeziehung. Jetzt wird es praktisch.
Oder ich sag das jetzt zuerst den Single-Männern. Wenn ihr allein seid, dann ist wichtig, dass ihr zwei bis vier enge Freundschaften habt. Ganz wichtig! Freundschaften, wo ihr euch ausheulen könnt. Freundschaften, wo ihr sagen könnt, so und so geht es mir gerade. Aber, keine einseitigen Freundschaften, dass ihr euch bloß ausheult, sondern dass ihr auch die anderen unterstützt. Ganz wichtig! - Ich sag das allen Singles, Damensingles, Herrensingles, ohne enge Freundschaftsbeziehungen wird das Leben unwahrscheinlich schwierig.
Und jetzt komme ich zu den Verheirateten unter uns. Manche leben im Dauerknatsch. Da ist immer ein bisschen Frust drin in der Ehe. Immer so ein Art Grauschleier. Ich bin 34 Jahre verheiratet, ich weiß von was ich rede. Es ist nicht immer eitel Sonnenschein gewesen.
Dann habe ich zwei temperamentvolle Kinder, vor allem eine temperamentvolle Tochter, und die hat gerade meine Schwachpunkte geerbt. Und in ihr habe ich immer meine Schwachpunkte demonstriert gesehen, bis heute. Inzwischen ist sie 32 Jahre. Aber irgendwann, als sie so 20 Jahre war, haben wir uns ausgesöhnt und heute mögen wir uns heiß und innig. Sie wohnt nicht mehr bei uns - im Hotel Mama - keine Frage. Das haben wir auch rechtzeitig abgeschafft.
Aber ich habe festgestellt, wenn ich Knatsch mit meiner Frau gehabt habe oder mit meiner Familie oder wenn viele Dinge unterm Teppich blieben, dann hat's mir langsam die Luft geraubt. Dann hat's mir die Kraft aus meinem Leben gezogen. Und das Andere, wenn ich mich ausgesöhnt habe, wenn wir ein fröhliches Miteinander gehabt haben - und das haben wir seit Jahren - dann ist das unwahrscheinlich befreiend und hilfreich.
Und deswegen denke ich, dass es sich lohnt, an seiner Ehebeziehung zu arbeiten.
Nicht gleich davon laufen, wenn's schwierig wird, sondern an seiner Ehebeziehung arbeiten.
Wissen sie, es ist in der Tat so, dass sich die Partnerschaft verändert – da gibt es schlaue Bücher inzwischen darüber – vor allem wenn man so plus/minus 40 Jahre alt wird, dann verändert sich garantiert die Partnerschaft. Wir machen dauernd Eheseminare, Familienseminare und haben viele Gespräche – ich könnte da jetzt sehr viel dazu sagen – es hat sich bei uns Männern kaum herum gesprochen. Wir gehen zur Arbeit und haben voll Stress und irgendwann mag die Frau nicht mehr, weil die Kinder so langsam älter werden und aus dem Haus gehen. Bei der Frau bricht dann die Sinnfrage neu auf: „Was soll ich mit dem Rest meines Lebens machen?" Da ist die Frau vielleicht 35 oder 38 Jahre alt: „Was soll ich mit dem Rest meines Lebens anfangen?" Vorher hat sie die Sinngebung in ihren Kindern gesehen - das ist auch gut so! Und dann, wir verstehen die Welt nicht mehr, jetzt soll alles anders werden?
Wenn wir Männer an der Stelle nicht bereit sind, neu nachzudenken und uns zu ändern, uns neu auf unsere Ehepartnerin einzulassen, dann gehören wir zu denen: In der Stadt Stuttgart und in den anderen Großstädten wird jede dritte Ehe geschieden. Verrückt! Muss nicht sein! – meinem Gefühl nach. Deswegen ist es wichtig, dass wir an unserer Partnerschaft arbeiten.
Mein Sohn, verheiratet schon etliche Jahre, kam zu mir: „Vater, ich habe ein wenig Knatsch mit meiner Frau." Ich sagte: „So, das kann passieren. Ich habe gelegentlich auch schon mit deiner Mutter Knatsch gehabt." „Ja, ich hab's gemerkt." Dann sagt ich: „Sag mal, hast du schon einmal ein Eheseminar mitgemacht?" „Das habe ich doch nicht nötig! Eheseminar? Für was auch!?" Da sagte ich: „Weißt du, da lernst du die Techniken der Kommunikation, die in der Ehe eigentlich laufen müssen, die lernst du dort, zusammen mit deiner Partnerin unter Anleitung von Älteren, Erfahrenen, die ein bisschen Ahnung haben." „Meinst du, dass es gut wäre?" „Ha, schaden tät's ja nichts."
„Ja, meinst'?" „Du brauchst dich nicht im Wörnersberger Anker anmelden, ich kann dir in Deutschland noch ein paar andere Adressen geben." Und irgendwann ist er gekommen: „Ich melde mich an!" Aber, ich habe das Eheseminar dann nicht geleitet, das ist keine Frage, sondern Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von uns. Und hinterher war er beglückt: „Mensch, das habe ich ja gar nicht gewusst, dass das geht."
Liebe Freunde, an der Ehe gilt es zu arbeiten. Zum Beispiel, dass ich das Herzensgespräch mit meiner Partnerin aufnehme. Von Herz zu Herz reden, sich sehen lassen, meine Verwundbarkeit als Mann zeigen, dass die Frau sieht, dass ich nicht immer nur der starke Typ bin und dass sie entdeckt, da und da bin ich ganz schön schwach. Es ist mir dann mehr zum Heulen als zum Lachen zumute, dass sie das weiß aber sich da entsprechend liebevoll um mich kümmern kann. Oder, dass ich sie wertschätze.
Meine Standardfrage ist, wann habt ihr eurer Frau das letzte Mal Blumen geschenkt? Die letzten vier Wochen, dieses Jahr schon?
Dann sagen die Schwaben und die Badener: „Ich habe so viel Blumen im Garten." Die Frau möchte doch einen Strauß, der nicht aus dem Garten gepflückt wurde, versteht ihr, sie will wertgeschätzt sein. Sie will anerkannt sein usw. usw. Da müssen wir uns einiges überlegen, ja, einiges machen, dass wir nachfragen und zuhören. Wir Männer reden dauernd, weil wir alles besser wissen und immer haben wir recht. Dass wir mal zuhören und nachfragen: "Sag mal, wie geht's dir? Wie hast du dies oder jenes...?" Und dann zuhören. Und dann mitmachen, mitdenken – mit ihr zusammen.
Nicht dauernd Recht haben und vor allem, jetzt sag ich was komisches, wieder die romantische Liebe mit der Frau pflegen, dass wieder die Glocken in unserem Leben zum Läuten kommen. Die einen machen das mit einem schönen Glas Wein am Abend bei schöner Musik und Kerzenlicht, die anderen gehen mal schön zum Essen. Dann sagen wir mal wieder die Schwaben: "Meine Frau kocht ein gutes Schnitzel, was muss ich da zum Essen gehen?" Verrückt, diese Männer! Sie sollen die romantische Liebe pflegen und nicht bewerten: wie gut oder schlecht kocht meine Frau. Ist das deutlich?
Das-mal-Ausgehen miteinander oder ins Konzert oder Theater oder, oder... - Liebe Freunde, diese Partnerschaft, die gepflegt wird ist wichtig, dass das eine große Kraftquelle ist! Auch dann, wenn man älter wird. Unsere Kinder sind schon Jahre weg von zu Hause. Jetzt kommen die Enkelkinder, da will ich eigentlich meine Frau noch als Partnerin haben, dass wir gemeinsam was losmachen können – miteinander und die Freude aneinander haben. Das ist wichtig!
4. Ein Mensch des Segens sein
Mein letzter Punkt, die vierte Kraftquelle: ein Mensch des Segens sein!
Gehen von mir eigentlich Segenskräfte aus? Das ist die Frage. Dass die Kraftquelle des göttlichen Segens in meinem Leben sprudelt und diese Segenskräfte dann auch auf andere überströmen können.
Da gibt es eine fetzige Stelle im 1. Petrusbrief, Kapitel 3, Vers 9: "Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen Gottes ererbt."
Wisst ihr, dieses Echogesetz: Wie du mir, so ich dir. Kommst du mir freundlich, komme ich dir gegenüber auch freundlich. Kommst du mir sauer, ziehe ich mich zurück, schlimmstenfalls komme ich auch sauer, das gehört in dieser Welt durchbrochen durch die Segenskraft Gottes; dass von mir Segensströme auf andere gehen, dass ich mich vom lebendigen Gott segnen lasse.
Und was heißt segnen? Da steht das griechische Wort eulogeo, eulogos im Neuen Testament. Eu, die Vorsilbe heißt gut und logos = Wort. Das gute Wort sagen, das heißt segnen. Dass Gott über meinem Leben das gute Wort sagt: "Du, Günther Schaible, ich mag dich zusammen mit deinen Kindern und allen die zu dir gehören."
Zweitens heißt segnen, die Kraft des lebendigen Gottes im Alltag zu erfahren. Wenn Gott mich hat so segnen dürfen, dann kann ich diesen Segen weiter geben an meine Kollegen, meine Freunde, meine Nachbarn, an meine Familie, meine Gemeinde usw.
Liebe Leute! Wenn ich ein Segensträger werden will, dann muss ich immer wieder neu diesen Segen Gottes in meinem Leben empfangen. Das ist eine Quelle, eine Kraftquelle.
Schluss
Ich habe vier Kraftquellen genannt. Die Frage ist: sprudeln sie?
1. Ist meine Lebensberufung klar? Auf alle Fälle soll ich viel Frucht bringen.
2. Die zweite Kraftquelle: Mit Gott im Gespräch sein – immer wieder neu.
3. Die dritte: Leben in einer guten Ehe oder Partnerbeziehung.
4. Und die vierte: Ein Mensch des Segens sein. Liebe Freunde! Raus aus der Resignation und mit der Kraft des lebendigen Gottes leben und angeschlossen sein an seine Kraftquellen. Darum geht es!

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